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DWS CIO View - Chart of the Week vom 01.11.2022

Was vom Absturz an Chinas Börse zu halten ist

Anleger achten zu Recht zunehmend darauf, wie China regiert wird. Es ist jedoch zu früh, um Schwenks hin zu einer pragmatischeren Politik nun plötzlich auszuschließen.

Wenn es um Politik und Finanzmärkte geht, ist es oft gar nicht so schwer, anstehende Entscheidungen oder Wahlereignisse vorherzusagen. Die kniffligere Aufgabe besteht darin, im Voraus zu wissen, was die Marktteilnehmer aus den neuen Realitäten machen werden. Nehmen wir etwa den 20. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Sie endete an diesem Wochenende und sorgte vor allem bei chinesischen Technologieaktien für kräftige Kurseinbrüche. Der Nasdaq Golden Dragon China Index, der sich aus in den USA notierten chinesischen Aktien zusammensetzt, hatte seinen schlimmsten Tag in seiner Geschichte und hat im vergangenen Monat fast 30 % verloren, womit damit alle Kursgewinne seit 2006 zunichte gemacht wurden. Mit einer plötzlichen Änderung der politischen und wirtschaftlichen Realitäten Chinas lässt sich das nicht erklären; der Kongress verlief in etwa im Rahmen der Erwartungen.1

Xi Jinping hat alle Schlüsselpositionen mit langjährigen Weggefährten besetzt; seine Macht ist nun in einem Ausmaß gefestigt, das es in China seit den Tagen von Mao Zedong nicht mehr gegeben hat.2 Bis vor kurzem war das kommunistische China von Regeln (sowohl geschriebenen als auch unausgesprochenen) geprägt, die – mehr oder weniger effektiv – als funktionale Äquivalente westlicher Checks and Balances fungierten.3 In den letzten zehn Jahren hat Xi diese systematisch abgebaut. Doch sowohl die Konsolidierung der persönlichen Macht als die zugrunde liegenden Zielkonflikte im Regierungswesen passen zu vertrauten Dynamiken im eurasischen Raum.4 Insbesondere die Untergrabung von wechselseitigen Kontrollmechanismen dürfte die Umsetzung der von Xi beschlossenen Politik beschleunigen und erleichtern. Dazu gab es wenig inhaltliche Neuigkeiten. Mehr Klarheit über die politischen Prioritäten und Ziele für das nächste Jahr sollte es bis Ende Dezember geben, wenn der neue Zentrale Wirtschaftsarbeitsausschuss zusammentritt.

Allerdings ist es durchaus sinnvoll, dass Anleger der Art und Weise, wie China regiert wird, mehr Aufmerksamkeit schenken, als dies vielleicht noch vor wenigen Jahren üblich war.5 Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf übertraf im vergangenen Jahr den globalen Durchschnitt. China ist jetzt bei mehreren wichtigen neuen Technologien führend, und seine Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpft; die längerfristigen Aussichten hängen nun entscheidend von der Förderung einheimischer Innovationen ab. Da wird es wohl noch eine Weile dauern, bis sich herausstellt, ob Xi und sein neues Team liefern können. „Allerdings lassen die von der KPCh betonten strategischen Ziele (weitere Entwicklung, breite Verteilung und Absicherung des Wohlstandes) vermuten, dass die Politik durchaus auch Wirtschaftsentwicklung und Wachstum berücksichtigen muss, und damit pragmatischer ausfallen dürfte, als manche nun befürchten.“, argumentiert Elke Speidel-Walz, Chefökonomin Emerging Markets bei der DWS.
 

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Fußnoten
1. China’s 20th Communist Party Congress: A leader-ship reshuffle in a challenging environment (dws.com)
2. Xi Jinping’s men: Why China’s new politburo has spooked markets | Financial Times (ft.com)
3. S. insb. Lieberthal K. and Lampton. D. (1992) “Bureaucracy , Politics and Decision-Making in Post-Mao China” University of California Press; Mertha, A. (2009) “Fragmented Authoritarianism 2.0: Political Pluralization in the Chinese Policy Process.” The China Quarterly, no. 200, pp. 995–1012
4. Hale, H. (2015) “Patronal Politics: Eurasian Regime Dynamics in Comparative Perspective”, Cambridge University Press.
5. Xi speaks, and investors listen, finally | Financial Times (ft.com)